|
11 Geschichte des Ordens:
Die Anfänge:
Das Inselreich Ak’Marant war einst ein malerisches, fast schon märchenhaft anmutendes und friedliches Reich. Es lebte die Bevölkerung sicher und zufrieden, aufgeteilt in neun Baronien. Die Regenten der neun Landstriche kamen, wenn es denn Zeit war einen Herrscher zu bestimmen, zusammen und erwählten aus ihrer Mitte den Fürsten, der weise als Souverän des Landes eintrat und so Frieden und Wohlstand sicherte. Landesreligion war der Helios-Lunianische Glauben. Vertreten durch hohe Würdenträger und dem Fürsten beratend zur Seite stehend, repräsentierte die Priesterschaft, untermauert durch extrem gutes Ansehen in der Bevölkerung, den immensen Einfluss, den der Orden zu dieser Zeit hatte. Die Fraternitas Templi existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, da der Fürst als oberster Feldherr selbst ein stehendes Heer durch die Steuern und Zölle unterhielt. Doch dieser lang anhaltende Frieden fand ein jähes und nicht vorherzusehendes Ende. Bei der jährlichen Feier seiner Krönung lud der regierende Fürst Hillobrand III. alle seine Barone samt wichtigen Vertreten des Ordens zum großen Gottesdienst auf seine Reichsfeste zu Kephale. Er selbst, bis dato als extrem frommer Mann bekannt, leitete die celebratio, als es zur größten Katastrophe kam. Während des Segnens seiner Vasallen berührten sich die zwei Heiligen Globuli, die mächtigsten Artefakte des Helios-Luna Ordens in seiner Hand. Ab diesem Zeitpunkt sollte nichts mehr so sein wie es war. Das Fest verlief ganz normal weiter, und es schien, als ob es niemand den Vorfall bemerkt hätte, doch die Wandelung von Allem hatte bereits begonnen.
Bruderkrieg:
Verblendet und irrgelenkt durch eine Macht, die sich noch nicht sichtbar offenbart hatte, begann Fürst Hillobrand III., mehr und mehr Land zu annektieren und sich die Macht seiner Vasallen anzueignen. Mittels geschickter Diplomatie und seiner immer größer werdenden finanziellen Macht gelang es ihm, die Barone in verschiedenen Meinungsfragen so weit auseinander zu bringen, dass ein Krieg unausweichlich geworden war. Hillobrad mit seinem großen Söldnerheer mischte sich aber nicht ein und ließ es zu, dass sein Reich von einem Bruderkrieg heimgesucht wurde. Dieser Grausame Krieg, der über zwei Dekaden andauern sollte, ward nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen, nein, die Mittel wurden immer brutaler und die Blutfehde trug ihren Teil dazu bei, dass das gesamte Reich in Schutt und Asche lag. Das war der Zeitpunkt auf den der Fürst gewartet hatte. Von Kephale aus, mit seinem für die Bevölkerung „Heilig“ anmutenden Heer, eroberte er jede einzelne Baronie. Heilig anmutend deshalb, da sich während all der langen Kriegsjahre der Fürst auf Kephale abgeschottet hatte und alle Fährnisse des Krieges an ihm vorbeizogen. Somit traten die Soldaten des Fürsten sauber, in glänzenden Rüstungen und mit veredelten Bannern auf die Stett. Wegen dem reichlich in unmittelbarer Nähe zu findenden Erz hatte es der findige Herrscher geschafft, die Herstellung von Kriegsgütern in grossem Masse zu veranlassen und an die kämpfenden Barone zu verkaufen, so dass er der große finanzielle Gewinner war, auf Kosten der Menschenleben seiner Bevölkerung. Nach seinem Feldzug durch sein zerfallenes Reich tötete er die Barone nicht. Nein, vielmehr machte er sie zu willigen, abhängigen Gefolgsleuten, die ihn zum König wählten. Er nannte sich von diesem Zeitpunkt an König Aurelius I., Reichsbefrieder und Erzprotektor zu Ak’Marant. Diese Entwicklung konnten die Priester des Helios und der Luna auf keinen Fall zulassen. Doch ohne waffenkräftige Unterstützung konnten sie nicht viel ausrichten, da die Bevölkerung in ihrem jetzigen König eine Art Heiligen sahen, der in größter Not zu ihnen gekommen war und ihnen Frieden, Brot und das Leben zurückbrachte. Die üblen Machenschaften dahinter sahen sie nicht. Letztendlich sprach der König den Brüdern den Reichsbann aus und alle Helios- und Luna-Gläubigen wurden verfolgt und getötet. Dennoch schafften es einige zu fliehen oder sich zu verstecken.
Die Vergessene Zeit:
Alles veränderte sich während der Zeit des imperatorgleichen Königs. Ohne den Orden und den Glauben entwickelte sich eine neue Religion, welche die Adligen als Heilige ansah, die von dem großen „Vergessenen“ eingesetzt wurden. Sein Höchster Vertreter auf Erden war der König selbst. Es war eine schlimme Zeit, eine böse Zeit, und die schwarzen Wolken am Himmel sollten einige Generationen andauern. Die Bevölkerung wurde in extremster Art und Weise geschröpft und ausgeblutet, und sie vergaßen, wie es früher gewesen war und fanden sich damit ab.
Die Rückkehr der Fraternitas-Templi und des Glaubens:
Als Wanderorden in aller Herren Länder unterwegs und verbannt aus Ak’Marant, durchstreiften die Gläubigen des Ordens die Welt auf der Suche nach ihrem mittlerweile vergessenen Ursprung. Die lange Zeit und die schlecht übermittelten Informationen machten diese Suche zu einem fast hoffnungslosen Fall. In dieser Zeit gründete sich die Fraternitas-Templi, Helios-Luna treue Streiter, die es sich zur Aufgabe machten, die pilgernden Priester zu beschützen und für den Ausgleich der beiden Götter einzustehen, und den Glauben notfalls mit dem Schwerte bitterlichst zu verteidigen. Wie es der Zufall (oder Helios und Luna) wollte, führte es den Tross, mittlerweile zahlreiche Gläubige umfassend, nach fast 250 Jahren und langen Wanderungen wieder zurück nach Ak’Marant. Jeder einzelne Templer und Priester spürte die Verheißung, die hier auf diesem Boden lag. Nichts ahnend gestatte der hiesige Regent, ein Nachkomme des besessen Königs, dem Tross die Einreise, was wiederum alles verändern sollte.
Der Glaube obsiegt:
Jeder Einzelne des gesamten Zuges erkannte sofort die Ungerechtigkeit, die hier herrschte, und dass die Bevölkerung sich nach Befreiung sehnte. Nichts ahnend auf was für einem Boden sie sich eigentlich befanden, begannen die Templer den Widerstand gegen die böse Tyrannei zu organisieren. Als im Glauben starker Zug marschierten sie, deutlich unterlegen sowohl an Mannen als auch an Gerät, auf Kephale zu. Die Trutzburg des Königs schien uneinnehmbar, doch gab es noch eine sehr kleine Gruppe von Helios- und Luna-Gläubigen, die, im Untergrund lebend, heimlich die Jahrhunderte überdauert und auf ihre Chance gewartet hatten. Diese war nun gekommen. In einer erbitterten Schlacht schaffte ein kleiner Teil der Templer sich, mit Unterstützung jener Überlebender, in den Thronsaal vorzukämpfen, um den häretischen König zu stellen. Equit Thorben der Bär war es, der im heldenhaftem Zweikampf den Tyrannen bezwang. Er liess dabei selbst sein Leben, und doch befreite er ein ganzes Land. Als der letzte Lebensatem des Königs erlosch, schien Ak’Marant wieder aufzuwachen aus seiner Knechtschaft. Die Bauern erhoben sich gegen die verblendeten, ihres ketzerischen Glaubens nach „Göttlichen“ Barone, die allerdings wenig Widerstand aufbieten konnten. Helios und Luna hielten wieder Einzug in Ak’Marant, und die Templer fanden schnell Beweise, dass sie hier auf dieser Insel ihre Wiege endlich gefunden hatten.
Das Jahr 1.p.c. (erstens Jahr nach der Wiedergründung Kepahales):
Die Landbevölkerung, euphorisch im wiedergefunden Glauben, trug schnell dazu bei, dass sich
der Helios- und Luna-Glaube wieder im ganzen Reich etablierte. Die Regenten wurden aber nicht aus ihrem Amt enthoben, sondern behielten ihre Titel und Ländereien. Da der Kopf der Schlange abgetrennt worden war, sahen die Brüder der Fraternitas-Templi die Möglichkeit, das Land friedlich wiederherzustellen. Aus neun Baronien wurden acht, wobei die neunte Kephale, Sitz des vergangenen Königs, als Glaubensfeste, den jetzigen Sitz des Hochmeisters bildete, der zugleich oberster Lehnsherr und somit Fürst zu Ak’marant wurde. Die restlichen acht Baronien wurden verteilt, und der Helios-Orden gründete in vieren von ihnen Curatores ( sog. Schutzburgen) wobei der Luna-Orden vier Klöster in den übrigen vier Gebieten errichtete. Die Barone stimmten einem Vertrag zu, dass die Helios-Lunianer auf 400 Jahre bei der Regierung des Landes helfen und dem Adel mit Consiliatores, also Ratgebern, unterstützend zur Seite stehen sollten.
Ordo Prospectori der Fraternitas-Templi:
Aufgrund der großen Gefahr, die durch den fehlgeleiteten Glauben noch heute existiert, sammelte die Fraternitas Templi später alle Informationen über die finstere Zeit und ihre Religion und tilgte sie aus der Erinnerung des gemeinen Volkes. Ja sogar der Name des falschen Gottes selbst geriet in den letzten 150 Jahren durch das Zutun der Fraternitas Templi in Vergessenheit. Alle Informationen wurden zusammengetragen und in eine versteckte Festung gebracht, und dort wacht eine Faust „Petraker“ (50 Mann), wie die Einheit aus den glaubensstärksten Templer genannt wird, über den Nachlass. Der „Ewige Chronist“ studiert und verwaltet mit einem Helios- und einem Luna-Priester an seiner Seite sämtliche Texte aus der dunklen Zeit, auf dass so etwas nie mehr passieren möge.
zurück |