Die Stürme des Herbstes waren in diesem Jahr eher ruhig als stark. Nijal, war zurück in seine Heimat gereist und Calendra nutze die ruhigen Stunden zum nachdenken.
Sie hatte mit Nijal viel über das Verhalten der Bürger Selphiriols geredet und über die Freunde mit denen sie gereist war.
Sie nannte Elfen und Zwerge ihr Freunde und war für das fremde Land fast gestorben.
Sie hatten darüber gestritten, dass Calendra mehrfach gegen ihren Willen mit der Macht fremder Götter geheilt worden war und ob dies ein Grund war sich von der Gruppe abzuwenden.
Sie verband viel mit Ihren Freunden, aber noch mehr mit ihren Göttern. Sie fürchtete durch jene Magie die Nähe zu Luna und Helios zu riskieren. Dabei spürte sie die Nähe der beiden in letzter Zeit immer stärker. Oft hatte sie das göttliche Paar angerufen und es hatte wirklich geholfen. Damit meinte sie nicht wie sonst das sie kraft spürte, nein die Dunkelheit war gewichen.
So sinnierend spazierte sie an den Klippen entlang, als plötzlich der Boden unter ihr nachgab. Das Wasser hatte die Klippen ausgeschwemmt und diese brachen und Calendras Füssen hinweg.
Sie stürzte tief und das dunkle kalte Wasser umfing sie. Calendra versuchte zu kämpfen, aber der Sog des Wasser war zu stark. Als Tochter eines Seemanns wusste sie, dass es keine Sinn hatte sich gegen den Sog zu stemmen. Sie dachte ein letztes Mal an ihre Familie, ihren Vater, den sie so sehr liebte, an ihre Freunde, welche die Welt für sie geworden waren, die Länder welche sie gesehen hatte und all das Lachen welches sie erleben durfte....dann lies sie al dies los und überlies sich dem Meer.
Sie war sich sicher im Meer, auf dem sie geboren war, zu sterben. Eine ungeheure Ruhe überkam sie als sie das Bewusstsein verlor.
Was dann geschah lässt sich nur schwer sagen. Calendra meinte ein wunderschöne Frau zu sehen, welche der Beschreibung ihrer Mutter entsprach. Diese Frau war das Wasser, oder wie Wasser es war nicht zu beschrieben. Sie nahm sie in die Arme und küsste sie. Doch da erschien ein Licht gleißend hell und trotzdem kalt wie ein Wintermorgen. Die Frau weinte und nickte dann doch. Sie lächelte und lies Calendra los. Calendra meinte "Noch nicht, aber bald mein Kind" zu hören.
Als nächstes erwachte sie in einer kleinen Kammer im Kloster der Luna in El Asamar auf. Sie war leblos an der Küste gefunden worden und ins Kloster gebracht worden. Dort sollte sie gepflegt werden.
Die Zeit der Pflege wurde jedoch eine Zeit des Noviziats, ohne dass dies von einer Seite besonders forciert worden wäre. Wie als wäre es die natürliche Ordnung begann Calendra tiefer in die Weisheiten der Luna einzutauchen und diese öffneten sich ihr wie von alleine. Hier an jenem Ort, welcher von vielen Lunianern als Wiege des Lunaglaubens verstanden wird, erkannte sie Luna für sich....und Luna erkannte sie als die ihre.
Als Heilerin kannte sie diesen Weg bereits besser als viele der im Kloster lebenden. Und ihre Reisen ins Ausland hatten ihre Überzeugungen eher gestählt als geschwächt.
So durchschritt sie alle Lektionen so schnell, wie keiner vor ihr. Sie erhielt Wissen, auch wissen über El Asamar und die Geheimnisse des Landes.
Um nicht zu vorschnell zu handeln schickte man sie aus um jedes große Lunakloster zu besuchen, um dort Gnade in den Augen der jeweiligen Vorsteherin zu bestehen.
Calendra reiste so von Kloster zu Kloster und bestand, damit war ihr Noviziat beendet.
Jedoch wusste keiner wie ihr Weg weitergehen sollte. Eine so talentierte (und reiche) Novizin wollte jedes Kloster die seine nennen. Da trat der Libra ad Lunam auf sie zu. Ein junger Mann namens Thomas erzählt ihr von dem Orden. Er machte kein Geheimnis um die schwierige Lage des Ordens und, dass Calendra in diesem Orden zwar Lunas Werk vollbringen könnte, aber eine große Karriere in der Kirche Lunas eher unwahrscheinlich sein würde. Sie würde nie ein Kloster leiten und oft angefeindet werden. Noch dazu sandte der Orden seine Mitglieder mittlerweile verstärkt in das Ausland um dort das Gleichgewicht zu wahren, im Land selber hielt man sich noch zurück und wartete was kommen würde.
Calendra ging in sich, aber nur zum Schein, denn in Wahrheit hatte sie bereits nach den ersten Sätzen dem Orden beitreten wollen.
So wurde sie, sehr zum Missfallen einiger Lunianer, Mitglied des Libra ad Lunam. Momentan vertieft sie sich in dessen Lehren, bald wird sie aber auf Reisen gehen. Ihr erstes Ziel soll Loim Fein sein. Dort greift das Dunkle stark um sich, außerdem werden ihre alten Weggefährten ebenfalls dorthin kommen (sie sind immer da wenn Liom Fein Hilfe braucht) und Calendra hofft bei ihnen wieder Reisegefährten zu finden. Auch wenn sie keine Diplomatin mehr ist, sondern die Priesterin einer fremden Gottheit.

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